
Weitwanderung auf dem Alpe-Adria-Trail Teil 3
Teil 3 – Schritt für Schritt Richung Meer
Gmünd – Seeboden am Millstätter See
Der Ruhetag hat gutgetan und heute steht nur eine kurze Etappe nach Seeboden am Millstätter See an. Gleich zu Beginn führt mich der AAT durch den Wald. Irgendwo verpasse ich eine Abzweigung, als ich es merke, muss ich über zwei Kilometer zurücklaufen. Eine Alternative gibt es nicht. Also kämpfe ich mich durch das Gestrüpp, um ein paar Meter weiter oben wieder auf den Fernwanderweg zu gelangen. Mit zerkratzten Beinen stehe ich zehn Minuten vor dem nächsten Hindernis: Der Hang ist abgerutscht und vom Weg ist nichts mehr zu sehen. Zum Glück kommen gerade drei andere AAT-Wanderinnen um die Ecke. Gemeinsam wuchten wir erst unsere Rucksäcke und dann uns selbst über die Stelle.
Teil 2 meiner Weitwanderung auf dem Alpe-Adria-Trail
Der Alpe-Adria-Trail (AAT) ist eine 700 Kilometer lange Weitwanderung – Vom Gletscher in Österreich bis ans Meer nach Italien.
In 37 Etappen führt der Weg von der Franz-Josef-Höhe am Großglockner (Österreich) bis in die Nähe von Triest (Italien). Durch die beeindruckenden Berge Kärntens, entlang der glasklaren Soča in Slowenien, bis an die azurblaue Adria bietet der Fernwanderweg ein unvergessliches Wandererlebnis.
Auf schönen Waldwegen geht es weiter in Richtung See. Ich weiß nicht, ob die Beschilderung auf dieser Etappe nicht so gut ist oder ob ich einfach nur unaufmerksam bin. Jedenfalls verpasse ich heute zum zweiten Mal eine Abzweigung und lande in einem Wohngebiet. Aber wie heißt es so schön: „Alle Wege führen nach Rom (oder in meinem Fall nach Seeboden)“. Schon von weitem sehe ich das glitzernde Wasser und die kleinen Boote. Das AAT-Schild, das an jeder Etappe in Österreich zu finden ist, steht hier direkt an der Uferpromenade. Ich ziehe erst einmal meine Wanderschuhe aus und genieße den strahlenden Sonnenschein. Schon vor der Reise war der Millstätter See mein geheimes Zwischenziel, das ich unbedingt erreichen wollte. Jetzt hier zu sitzen, ist ein tolles Gefühl. Ein kurzer Blick in den Reiseführer verrät mir, dass ich bereits über 200 km zurückgelegt habe.
Seeboden am Millstätter See – Alexanderhütte
Heute ist Gewitter angesagt und die Etappe ist lang und steil. Um der brütenden Hitze zu entgehen, breche ich extra früh auf. Trotzdem bin ich nach zehn Minuten völlig durchgeschwitzt. Zu Beginn der Etappe geht es noch auf breiten Forststraßen den Berg hinauf, unterwegs treffe ich ein holländisches Paar. Die beiden haben nur eine Woche Zeit und heute ihren ersten Tag auf dem AAT. Die Sonne brennt auf den Weg und ich will nur noch ankommen. Stück für Stück kämpfe ich mich den Berg hinauf, vorbei am Steintisch, um dann die letzten Meter zum Gipfel in Angriff zu nehmen.
Oben angekommen muss ich erst einmal eine Trinkpause einlegen und genieße den Blick zurück auf den Millstätter See. Ein kurzer Eintrag ins Gipfelbuch darf natürlich auch nicht fehlen. Auf dem Grad geht es weiter zum Tagesziel. Ab jetzt geht es zum Glück nur noch geradeaus und dann hinunter zur Alexanderhütte. Ich genieße den Ausblick auf die umliegenden Berge und mir wird zum ersten Mal so richtig bewusst, wie weit ich eigentlich schon gewandert bin. Da ich so früh am Morgen aufgebrochen bin, komme ich auch schon am frühen Nachmittag an. Als erstes gönne ich mir ein großes Stück Pflaumenkuchen. Zur Krönung des Tages bekomme ich die „Suite“ ganz für mich allein. Natürlich wähle ich von den fünf Schlafmöglichkeiten das Bett direkt am Fenster. Mit Panoramablick über den Millstätter See.
Der Abend klingt gemütlich in der Gaststube aus. Die Schweizerin von gestern treffe ich wieder. Später, wie vorhergesagt, kommt das angekündigte Gewitter. Und zwar ein richtig heftiges. Es blitzt und hagelt. Aber ich kuschle mich gemütlich in mein Himmelbett und freue mich schon auf den nächsten Tag.



Alexanderhütte – Döbriach
Das Frühstück schmeckt genauso gut wie das Abendessen gestern. Bei der riesigen Auswahl an hofeigenen Produkten ist für jeden etwas dabei. Über die Millstätter Hütte geht es für mich weiter zum Kamplnock. So früh am Morgen ist die Aussicht gigantisch und nur wir AAT-Wanderer sind unterwegs. Ein paar Kilometer weiter erreiche ich die Lammersdorfer Alm. Hier ist schon deutlich mehr los. Kein Wunder, hier kann man auch mit dem Auto hinauffahren oder sich mit dem Nocktaxi fahren lassen.
Die Schweizerin, das holländische Paar und ich machen aber erst einmal eine kurze Mittagspause und machen uns dann gemeinsam auf den Weg nach Döbriach. Ab hier ist der Weg richtig anstrengend und langweilig. Die ganze Zeit geht es auf Forstwegen bergab. Von Abwechslung keine Spur. Wir vier motivieren uns gegenseitig und so kommen wir alle wieder am Ostufer des Millstättersees an. An. Die beiden Holländer quartieren sich im Hotel ein und die Schweizerin und ich bauen gemeinsam unsere Zelte auf.
Hier ist es wie auf den meisten großen Campingplätzen: Man sieht kaum Zelte, sondern nur weiße Wohnmobile. Neben der Campingmöglichkeit wird hier das volle Urlaubsprogramm geboten: Von Kinderanimation über Tagesausflüge bis hin zum eigenen Restaurant ist wirklich alles dabei. Viel mehr freuen wir Wanderinnen aber über die modernen Duschen und das gute WLAN.


Döbriach – Langalmtal
Am nächsten Morgen geht es wieder früh los. Es soll wieder Gewitter geben. Also erst mal Sachen packen und Schnecken vom Zelt sammeln, denn davon gibt es hier sehr viele. Ausgerechnet heute habe ich auch meine meine Wanderschuhe in der Absite des Zeltes gelassen, auch hier findet sich eine Schnecke (zum Glück bemerke ich sie, bevor ich den Schuh anziehe).
Ein kurzer Abstecher in den Campingsupermarkt und schon geht es los. Zuerst laufen wir ins Zentrum von Döbriach zur Bankfiliale. Wie es der Zufall so will, laufen wir wieder direkt in die beiden Holländer hinein. Nach einem kurzen Hallo machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Zuerst immer das Tal hinein. Kurz darauf geht es steil bergauf. Wie die letzten Tage ist es schon am Morgen unendlich schwül und ich bin richtig müde. Ich lasse die anderen drei vorbeiziehen und laufe mein eigenes Tempo.
Der Himmel verdunkelt sich immer mehr und in der Ferne hört man schon den Donner grollen. Mittlerweile laufe ich auf einem Forstweg mitten im Wald. Das Gewitter kommt immer näher und ich frage mich, was ich tun soll, wenn es direkt über mir ist. Es gibt keinen Unterschlupf außer den Bäumen. Ein Blick auf AAT-App zeigt mir, dass in etwa zwei Kilometern eine bewirtschaftete Hütte kommt. Also los! Im Walking Schritt geht es weiter. Als ich die Aichholzerhütte endlich sehe, bin ich unendlich erleichtert. Die anderen drei sind ein paar Minuten vor mir angekommen. Die Hüttenwirte empfangen uns herzlich. Es handelt eher eine Alm, die auch Wanderer bewirtet. Es gibt einfach das, was heute sowieso da ist. In meinem Fall sind das ein Hefezopf und ein heißer Tee.
Draußen regnet es in Strömen, aber wir vier sitzen gemütlich in der Stube und warten. Als der Regen etwas nachlässt, wollen die beiden Holländer weiter. Die Schweizerin und ich bleiben noch eine Weile. Eine gute Entscheidung! Denn zehn Minuten später regnet es wieder. Also bestellen wir noch einen Tee. Die Wirtsleute heizen uns noch den Ofen an und so sitzen wir fast vier Stunden in der kleinen Küche und unterhalten uns.
Als es etwas aufklart, schickt uns das Ehepaar auf die letzten Kilometer. Nach 30 Minuten treffen wir auch die beiden Holländer wieder. Die beiden sind etwas nass geworden, haben aber in der nächsten Hütte Unterschlupf gefunden. So ist unser Quartett wieder komplett und wir nehmen die letzten Kilometer in Angriff. Fünf Minuten nach unserer Ankunft am Erlacherhaus schüttet es wieder wie aus Kübeln.Aber wir sitzen gemütlich zusammen und lassen uns das Abendessen schmecken.
Langalmtal – Bad Kleinkirchheim
Heute verlasse ich meine Wanderkollegen wieder. Eigentlich führt der AAT über eine Hochebene zum Predigerstuhl. Doch am Ende der Etappe gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit mehr für mich. Deshalb beschließe ich, über die Schartenalpe nach Bad Kleinkirchheim zu wandern. Also verabschiede ich mich von den anderen dreien und laufe alleine weiter. Zuerst bin ich etwas enttäuscht, denn die Etappe soll wirklich spektakulär sein. Aber nach ein paar Metern bin ich froh über meine Entscheidung. Meine Beine sind immer noch schwer und schon am Morgen hängen dunkle Wolken über mir. Die eigentliche Etappe hätte fast 1000 Höhenmeter auf und ab und über mehrere Gipfel bedeutet. Zum Glück muss ich heute nur einen Berg erklimmen und laufe dann über Sankt Oswald nach Bad Kleinkirchheim. Mein erster Weg führt mich zum Supermarkt und dann ins Hotel. Auch hier werde ich herzlich empfangen und verbringe einen schönen Nachmittag.
Bad Kleinkirchheim – Arriach
Auch am nächsten Morgen werde ich von der Besitzerin und ihrer Mutter herzlich empfangen. Das Frühstück lässt wirklich keine Wünsche offen und ich „muss“ mir auch noch ein Brot für den Weg mitnehmen. Zum krönenden Abschluss bekomme ich noch eine kleine Seife aus der Region geschenkt. Darüber freue ich mich ganz besonders, denn meine war erst vor zwei Tagen aufgebraucht.
Mit der Touristenkarte könnte ich heute sogar gratis mit der Seilbahn zur Kaiserburgbergstation fahren. Aber ich fühle mich wieder fit und ausgeruht und gehe lieber zu Fuß. Es geht steil bergauf, aber ich komme zügig voran und sehe schon bald den Gipfel. Je näher ich der Bergstation komme, desto mehr Wanderer und Mountainbiker kommen mir entgegen. Oben angekommen, bin ich von den vielen Menschen fast überfordert. Mit meinem großen Rucksack falle ich hier auch auf wie ein bunter Hund. Mir persönlich ist das Ganze ein bisschen zu viel des Guten und so mache ich mich schnell wieder auf den Weg.
Nach zwei Kilometern bin ich wieder allein. Auf Waldwegen geht es bergab durch das Zentrum Kärntens nach Arriach. Es ist Sonntag und der kleine Supermarkt im Ort hat nicht geöffnet. Da es auch hier keinen Campingplatz gibt, habe ich eine Unterkunft gebucht. Die Zimmer sind wirklich liebevoll eingerichtet und die Besitzer unendlich herzlich. Den Nachmittag verbringe ich im großen Garten und genieße die Sonnenstrahlen.


Arriach – Ossiacher See
Ausgeruht geht es weiter hinauf zur Görlitzen Alpe. Laut Wanderführer endet die Etappe dort oben nach 16 Kilometern. Da es dort aber nur ein Luxushotel gibt, was definitiv nicht meinem Budget entspricht, will ich heute 1 ½ Etappen wandern und direkt zum Ossiacher See absteigen. Bergauf läuft es wieder richtig gut. Das Wetter ist traumhaft und in der Ferne sind die umliegenden Bergketten zu sehen. Wieder überquere ich eine Kuhweide. Normalerweise interessiert das die Tiere nicht wirklich und sie fressen einfach weiter. Aber diese Herde ist anders. Obwohl ich gut 200 Meter Abstand habe, kommt plötzlich die ganze Herde auf mich zu. Ich stehe mitten auf der Weide und sehe noch keinen Zaun. Also renne ich den Weg entlang, die ganze Herde hinter mir her. Nach meinem kleinen Sprint bin ich froh, als ich über den Zaun klettern kann und in Sicherheit bin.
Einige Kilometer später erreiche ich die Görlitzen Alpe. Neben dem erwähnten Luxushotel gibt es noch eine Seilbahn für Tagestouristen und ein Restaurant mit Ballermann-Musik. Ich bestelle mir einen überteuerten Kaiserschmarren und verschwinde bald wieder aus dem Trubel. Für mich steht der Abstieg zum Ossiacher See an. Dort gibt es mehrere Campingplätze. Ich entscheide mich für einen Platz in Bodensdorf und verlasse dafür den AAT ein wenig. Endlich angekommen, baue ich mein kleines Zelt auf und genieße den direkten Zugang zum See. Da ich endlich meine Wäsche waschen muss und meine Gaskartusche zur Neige geht, möchte ich hier zwei Nächte verbringen
AAT- Ruhetag am Ossiacher See
Der nächste Morgen begrüßt mich mit wolkenverhangenem Himmel. Endlich kommt alles in die Waschmaschine, bis auf die Kleidung, die ich am Körper trage. Dann fahre ich mit dem Bus nach Feldkirchen. Im Baumarkt soll es Gaskartuschen geben. Ich frage den Verkäufer mehrmals, ob er sicher ist, dass der Anschluss passt… …. Zurück am Campingplatz kommt die Ernüchterung, der Gaskocher passt nicht. Mittlerweile ist es Nachmittag und es fängt an zu regnen. Also gehe ich die paar Meter zum gemütlichen Restaurant und genieße den Blick auf den See.